Umsetzung des Konzepts

Die Familienbegleitende Wochengruppe Rauschenberg setzt sich aus zwei Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit zusammen:

Der Bereich der pädagogischen Arbeit mit dem Kind und den Bereich der pädagogischen Arbeit mit den Eltern und den Familienangehörigen.

Die Zusammenarbeit mit den Familienberatern findet einmal in der Woche bei einem Hausbesuch in der Familie zu Hause statt. Desweiteren wird die Elternarbeit freitags mit der pädagogische Arbeit mit dem Kind im Wochenabschlussgespräch verzahnt. Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit mit den Kindern findet von Sonntagabend bis Freitagnachmittag in der Familienbegleitenden Wochengruppe statt.

Die Woche beinhaltet eine Wochen- und Tagesstruktur, die mit zahlreichen Angeboten gefüllt ist. Der strukturierte Rahmen gibt Sicherheit durch Vorhersehbarkeit. Durch wiederholende Abläufe wird die Handlungssicherheit gewährleistet, was wiederum eine Selbstsicherheit mit sich bringt.

Der Tagesablauf und die Förderung der pädagogischen Arbeit mit den Kindern in der Gruppe wird in der Regel täglich von zwei bis drei diensthabenden Betreuern und Betreuerinnen begleitet.

Tagesstruktur

Die Kinder werden morgens geweckt und treffen sich dann zum Frühstücken im Esszimmer. In Ausnahmefällen kann es hin und wieder auch mal als Belohnung Frühstück ans Bett geben. (Das lieben die Kinder und finden es sehr gemütlich)

Nach dem Frühstück machen sich die Kinder Schulbrote, putzen ihre Zähne, machen ihre Betten und verlassen das Haus um in die Schule zu gehen. Nach der Schule essen alle gemeinsam zusammen zu Mittag und besprechen, wie sie sich den weiteren Tagesablauf vorstellen, unterhalten sich, äußern Wünsche oder ggf. konstruktive Kritik.

Es folgt die Mittagsruhe in der die Kinder ca. 30 Minuten auf ihrem Zimmer nach ihrem Ermessen und Vorlieben entsprechend zur Ruhe kommen und entspannen (chillen). Da mit so vielen Kindern und Jugendlichen immer viel los ist und man sich aus Neugier und Spaß nur selten alleine zurückzieht, ist diese Zeit in der Tagesstruktur festgelegt. Denn nach der Mittagsruhe folgt die Hausaufgabenzeit, die man ausgeruht wesentlich produktiver nutzen kann. Innerhalb der Hausaufgabenzeit erhält jedes Kind die Möglichkeit, seinen individuellen Bedürfnissen entsprechend eine zusätzliche Förderung durch spezielle Übungsaufgaben zu nutzen.

Nach der Hausaufgabenzeit finden Freizeitangebote sowie Einzelförderung statt. Dann wird beim gemeinsamen Abendessen der Tag reflektiert und ggf. Pläne für die kommenden Tage geschmiedet.

Die Bettgehzeit ist nach Alter der Kinder und Jugendlichen gestaffelt. Wichtig ist, dass jedes Kind vor der Zubettgehen noch einmal die Möglichkeit erhält einen Betreuer ganz für sich alleine zu haben. Diese Zeit kann individuell nach den Wünschen des Kindes mit etwas Ruhigem, wie Kartenspielen oder sich „etwas Vorlesen lassen“ verbracht werden. Der wichtigste Schwerpunkt dieser individuellen Zeit liegt jedoch darin, am Tagesende die Möglichkeit zu haben, persönliche Themen alleine zu besprechen zu können und der Tag mit dem persönlichen Schwerpunkt zu reflektieren.

Wochenstruktur

Sonntag

Die Kinder werden zwischen 18:00 Uhr bis 19:00 Uhr gebracht und geben ein kurzes Stimmungsbild über das verbrachte Wochenende beim diensthabenden Betreuer ab. Dieses Stimmungsbild sollte nur kurz gehalten werden, da bei einem positiven Wochenende der Abschied sonst schwerfallen könnte. Der gleiche Effekt entsteht bei einem Wochenende, welches als enttäuschend erlebt wurde. Da man sich auf das Wochenende freut, wird es häufig niederschmetternd, wenn man am Ende des Wochenende wenig Positives erinnern kann und das Wochenende dann vorbei ist. Eltern und Kinder/Jugendliche haben dann die Möglichkeit in der kommenden Woche die Themen vom Wochenende zu reflektieren, sich emotional zu entladen und lösungsorientierte Handlungsstrategien für das kommende Wochenende zu entwickeln sowie ggf. Wünsche an einzelne Familienmitglieder vor zu formulieren um sie am Freitag in Wochen Abschlussgespräch zu äußern. Oft werden unsere Familienberater / Familienberaterinnen auch als „Wunschpostboten“ genutzt, da sie innerhalb der kommenden Woche zum Hausbesuch in die Familie fahren. Die Gruppe findet sich dann am Sonntag zum gemeinsamen Abendessen zusammen.

Montag

Montag ist unser Aktivitäten-Tag. An diesem Tag ist die Vereinbarung getroffen worden, dass alle Gruppenmitglieder an den Aktivitäten gemeinsam teilnehmen.

Dienstag

Heute finden Kleingruppen-Aktivitäten statt. Die Kinder haben u. A. die Möglichkeit, sich nach vorheriger Absprache im Zeitraum nach der Hausaufgabenzeit bis zum Abendessen zu verabreden.

Mittwoch

Am Mittwochnachmittag steht unser Putztag an. Jedes Kind putzt nach der Hausaufgabenzeit sein Zimmer und einen Gruppenraum im Haus. Im Anschluss steht die Zeit bis zum Abendessen zu individuellen freien Verfügung. Häufig wünschen sich jedoch alle noch etwas gemeinsam zu machen. Diesen Wünschen kommen die Betreuer / Betreuerin gerne nach.

Donnerstag

Heute finden Kleingruppen-Aktivitäten statt. Die Kinder haben u. A. die Möglichkeit, sich nach vorheriger Absprache im Zeitraum nach der Hausaufgabenzeit bis zum Abendessen mit Freunden zu verabreden.

Freitag

Der Freitag verläuft nach dem Mittagessen anders als die bisherigen Wochentage. Nach dem Mittagessen wird innerhalb der Mittagsruhe das Zimmer aufgeräumt. Nach der Mittagsruhe kontrollieren die Eltern die Zimmerordnung und führen gemeinsam mit den Betreuern, Familienberatern und dem Kind ein individuelles Wochenabschlussgespräch. Nach dem Gespräch fahren die Kinder und Jugendlichen mit ihren Eltern nach Hause. Die Abholzeit ist von 14:30 Uhr bis 16:00 Uhr. Für eventuelle Wartezeiten zwischen der Beendigung der Zimmerkontrolle und des Wochenabschlussgespräch (WAG) ist zur Überbrückung der Wartezeit und zum gemeinsamen Austausch der Eltern untereinander im Esszimmer der Kaffeetisch gedeckt.

Wochenabschlussgespräch (WAG)

Das Wochenabschlussgespräch (WAG) ist ein bedeutsamer Moment in der Woche. Primär geht es für die Kinder und Jugendlichen darum, dass es nach Hause und es ist Wochenende geht. Wichtig für die Familienarbeit ist, dass die Kinder und Jugendlichen von den Eltern in die Wochengruppe gebracht und auch wieder abgeholt wird. Die Signalwirkung für das Kind, dass die Eltern den Aufenthalt ihres Kindes in der Wochengruppe gutheißen und wirklich wollen, ist für die Motivation des Kindes in der Gruppe mit zu arbeiten von hoher Bedeutung und Wirksamkeit.

Da sich die Kinder und Jugendlichen freuen ihre Eltern wiederzusehen und gerne nach Hause möchten, ist es für das Kind wichtig, das Wochenabschlussgespräch nicht zu zeitintensiv zu gestalten. Die Dauer sollte in der Regel zwischen 15 bis 20 Minuten sein. Bezüglich der Schwerpunkte, der Inhalte in diesem Gespräch, variiert man zwischen folgende Themen:

  • Bericht des Kindes und der Betreuer aus der Woche, um Entwicklungsfortschritte und -erfolge zu würdigen und die Motivation des Kindes zu unterstützen sowie die Eltern über die Erlebnisinhalte des Kindes aus der Woche zu informieren.
  • Berichte der Eltern über Veränderungen und Erlebnisse zu Hause
  • Plan des Wochenendes
  • Absprachen bezüglich individueller Familienthemen und Wünsche Einzelner
  • Äußerung und Berücksichtigung von Wünschen.
  • Einübung von Kommunikationsstrukturen, konstruktive Kritik, lösungsorientierte Kompromissfindung, Äußerung von Anerkennung gegenüber einzelner Familienmitglieder und eigene Erfolge.
  • Die Möglichkeit Gegebenheiten zu hinterfragen.
  • Ziele vereinbaren und diesbezügliche Handlungsschritte für eine Zielerreichung entwickeln.

Das Leben der Kinder vor Ort

Das Taschengeld

Das Taschengeld ermöglicht das Jugendamt. Es überweist den Betrag für jedes einzelne Kind an die Gruppe. Der Betrag entspricht dem jeweiligen Alter des Kindes. Die Kinder erhalten in der Gruppe die Möglichkeit den Umgang mit dem Geld zu erlernen. Aus diesem Grund wird das monatliche Taschengeld in der Gruppe wie auf einem Bankkonto von den Kindern und Jugendlichen abgehoben.

Es gibt eine Liste, in welcher das Kind erkennen kann, wieviel es schon ausgegeben hat und wieviel ihm für den verbleibenden Monat noch zusteht. Die Gruppe hält die Kinder zum Sparen für individuelle Wünsche und größere Aktivitäten, wie z.B. die Ferienfreizeit an. Das Kind hat jedoch die alleinige Entscheidungsfreiheit, wieviel es von dem Geld, welches ihm zusteht, abheben möchte.

Das monatlich überwiesene Geld wir in wöchentlichen Summen unterteilt, um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Taschengeld zu erlernen.

Zimmerbelegung

Ob ein Kind ein Einzel- der ein Doppelzimmer bewohnt hängt von unterschiedlichen Dingen ab.

  1. Was wünscht sich das Kind
  2. Wer fördert sich in seiner Entwicklung, wenn er mit jemand anderem zusammen wohnt und bei wem ist ungünstig, weil sie sich beim Erreichen der individuellen Ziele behindern, wenn sie zusammen wohnen.
  3. Die pädagogische Einschätzung der Betreuer

Kindergruppensitzung

In der Regel findet einmal im Monat eine Kindergruppensitzung statt. Hier können die Kinder und Jugendlichen Wünsche und Themen einbringen und besprechen. Die Themen betreffen das Zusammenleben in der Gruppe, was man machen möchte, was man verändern möchte oder das Tauschen unterschiedlicher Dienste, die jeder hat. In regelmäßigen Abständen finden Wahlen zum Gruppensprecher und Gruppensprecherstellvertreter statt.

Gruppensprecher und Gruppensprecherstellvertreter

Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, die in der Wochengruppe leben, wählen ein Gruppenmitglied, dem sie am meisten vertrauen und die Vertretung der Kinder und Jugendlichen zutrauen. Diese Person wird Gruppensprecher.

Desweiteren wird noch ein Gruppensprechervertreter gewählt. Der Gruppensprecher und sein Vertreter, die gewählt werden, werden gefragt, ob sie dieses Amt bis zur nächsten Wahl übernehmen möchten.

Die Wahl ist eine geheime Wahl. Das Amt des Gruppensprechers und seines Vertreters beinhaltet die Aufgabe, die Wünsche und Meinungen der einzelnen Gruppenmitglieder oder auch der gesamten Gruppe vor Dritten zu vertreten.

Die Gruppensprecher unterschiedlichster Gruppen des Elisabeth Verein e.V. treffen sich immer mal wieder, um sich auszutauschen.

Familienzeiten

Das die Familie so viel gemeinsame Zeit wie möglich miteinander verbringt ist wichtig. Denn in der gemeinsame Familienzeit können die Themen und Ziele klar, Erfolge, Realitäten und Erlerntes überprüft und bestätigt werden. Das allerwichtigste ist jedoch, dass die Bindung der einzelnen Familienmitglieder untereinander bestehen bleibt. Durch die Verlagerung der Bewältigung der Alltagssituationen der Kinder innerhalb der Woche in die Familienbegleitende Wochengruppe (z.B. schulische Aufgaben, Zimmerhygiene, Körperhygiene, Tischdienst, etc.) wird die Familie entlastet. Beim Erlernen von Alltagsfähigkeiten können Konflikte oder ggf. Widerstände hervorgerufen werden, die in der Familienbegleitenden Wochengruppe bearbeitet und zur Selbstverständlichkeit werden. Das Erlernte kann dann auf zu Hause übertragen werden.

Wochenenden

Einen Teil der spannungsreichen Alltagssituationen sind auf die Werktage der Woche ausgelagert und in den Rahmen der Wochengruppenarbeit eingebettet. Dies bedeutet für das Wochenende, entspanntere Grunddynamiken und die Wahlfreiheit, welchen Übungsschwerpunkt die Familie gemeinsam bearbeiten möchte. Die regelmäßigen Wochenenden können so vorerst zur Beziehungsgestaltung genutzt werden. Wenn eine Entspannung in den Familiensituationen eingetreten ist, können die Wochenenden mit weiteren Aufgaben steigern und angereichert werden.

Ferien

Die Hälfte der Ferienzeiten dienen den Familien als Übungsfeld. Diese Zeit wird von der Familienberatung begleitet und zur intensiveren Familienarbeit genutzt. Wenn die Rückführung des Kindes denkbar wird, werden die gesamten kommenden Ferien als Übungsfeld genutzt, die Inhalte werden im Anschluss reflektiert und ggf. modifiziert und von allen genossen.

Verstärker / Belohnerpläne

Manchmal ist es schwierig sich anzustrengen und alte Gewohnheiten mal für eine Zeit ruhen zu lassen und Neues auszuprobieren. Damit es Spaß macht und man motiviert ist Dinge, die einem nicht leicht fallen, anzugehen und umzusetzen und durchzuhalten, gibt es die Möglichkeit, individuelle Belohnerpläne zu entwickeln und diese zu nutzen.